MimiCry
von dido may

© Martin Hauer

mimi banane und tschick 33Mimi kommt zu Wort. Jene halbdressierte Schimpansin, die in Kafkas Bericht für eine Akademie dem Affen Rotpeter abends zu Diensten steht. Dido May – ein Pseudonym, hinter dem sich die schriftstellerisch-kreative Seite der Schauspielerin Dorothee Steinbauer verbirgt – verleiht Mimi in ihrem Theatersolo eine Stimme. Mimi hat einen langen, mühevollen Weg der Menschwerdung hinter sich und sie ist eine Frau – und damit besser in der Anpassung, Verstellung und der Sucht nach Imitation. Ein Talent, das verpflichtet und Mimi bald gesellschaftlich unersetzbar macht. Wissenschaftliche Erkenntnisse, Fakten, Fiktion und Fantasien, die über Kafkas Zeit hinaus eine zukünftige Gesellschaft imaginieren, verschmelzen zu einer beklemmend glaubhaften Lebensgeschichte, in der sich die Frage nach Freiwilligkeit, gesellschaftlichem Zwang und Selbstbestimmung in jedem Moment stellt.

MIMI – Dorothee Steinbauer

Konzeption & Regie – Wolfgang Dobrowsky

 

„Die Theaterarbeit "MiMiCry" von dido may/Dorothea Steinbauer ist in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert. Indem sie die Geschichte Mimis, Schicksalsgenossin des Affen Rotpeter in Kafkas berühmter Geschichte ‚Bericht an eine Akademie’ biografisch ausführt, realisiert die Autorin einen sozusagen transtextuellen, postdramatischen, Theatertext. Und zum anderen geht Mimis Schicksal, wie may/Steinbauer es erzählt, weit über eine Feminismus- und Tierschutzdebatte hinaus. Aktuelle politische Fragen wie der Umgang mit dem ganz anderen werden ebenso durchgespielt, wie Theorien über Spracherwerb und Bewusstseinswerdung am Fall von Mimis akademische Karriere. Und das Schönste ist, dass die Autorin und Akteurin Steinbauer unentwegt und atemlos ihre Zuseher als Mimi umkreisend diese anspruchsvollen Themen zu einem körperlich nachvollziehbaren, erregenden Theatererlebnis macht. Fabelhaft!“
Wilhelm Hengstler, Steirischer Schriftsteller, Drehbuchautor und Regisseur

 

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